Sonntag, 24. Mai 2009

Undercover

Es ist einige Jahre her, dass ich als Spionin eine Schönheitsfarm besucht habe - um an eigener Haut zu erleben, was Kundinnen mir von diesem Haus erzählten. Unglaubliche Dinge sollten sich bei der Konkurrenz abspielen ...

Ich traf am Nikolaustag im Kurhotel ein: die Begrüßung an der Rezeption war freundlich, das Haus überheizt. Das sollte ich am nächsten Morgen zu schätzen lernen.

Am nächsten Morgen war ich püntklich um halbzehn in den Räumen der Schönheitsfarm, wurde auf ein geblümtes Sofa platziert - und sitzen gelassen. Lange sitzen gelassen.

Dieser Empfangsraum lag neben einem langen Gang, auf dem die Angestellten entlang hasteten, die mir zwar nach einer Viertelstunde eine zweite Kundin zugesellten, mich bzw. uns ab da aber gekonnt übersahen - bis dann um 10:15 Uhr eine der bunt geschminkten Damen uns anblaffte, was wir denn hier eigentlich täten. Wir erklärten, wir seien beide um halbzehn mit der Chefin dieses Institutes verabredet. "Die ist nie vor 11:00 Uhr hier," war die kurze, aber sehr informative Antwort des hilfreichen Engels, bevor er wieder entflog. Und recht hatte sie.

Pünktlich um 11:00 Uhr trat die so sehnsüchtig Erwartete ein - mit einem falschen französischen Akzent auf den gefärbten Lippen begrüßte sie und mit Grandezza, überreichte uns den Behandlungsplan für die nächsten Tage und entschwand in einen Nebenraum, um jemanden zusammen zu stauchen.

Meine erste Behandlung war eine Maniküre - allerdings war in meiner Wochenkur keine Maniküre vermerkt, aber das sehr nette und sehr junge Mädchen fürchtete ihre Chefin zu sehr, um eine Nachfrage zu wagen.

Nach einer halben Stunde erschien eine ihrer Kolleginnen, um meine Behandlung zu übernehmen - ich sollte ein Körperpeeling mit Wannenbad und anschließender Körpermassage erhalten.

Der Behandlungsraum war groß, hell und überheizt, so dass meine Kosmetikerin das Fenster öffnete, um besser arbeiten zu können<. meine linke Körperhälfte bekam den eisigen Winterwind, meine rechte Seite kochte. Mit sicheren schnellen Griffen trug sie nun die Peelingcreme auf und griff zum Frimator (einer sich drehenden Schweineborstenbürste). Ich sollte glatt werden um jeden Preis. Sie drückte diesen Frimator mit Kraft auf meine Haut, was nicht wirklich angenehm war - insbesondere am Knöchel und am Schulterblatt zwickte es heftig. Nach einer Viertelstunde war diese Prozedur beendet und sie trat in das danebenliegende Bad und liess die Wanne einlaufen; es duftete wunderbar. Sie kam zu mir zurück, bat mich aufzustehen und griff zu einem kleinen Handtuch, dass sie mir um den Körper schlang.

Naja, die zwei Schritte zur Wanne hätte ich schon gut ohne das Handtuch zurücklegen können, dachte ich mir und marschierte Richtung Bad, als ich mich bei den Schultern gepackt fühlte und auf den Flur geschoben wurde.
Nun trug ich während meines Aufenthaltes in den Farmräumen meine Brille statt der üblichen Linsen - die Brille blieb leider zurück und so stand ich nicht nur erstaunt, sondern auch einigermaßen blind im Flur. Von hier aus bugsierte sie mich dann in den Hotellift und schickte mich auf mein Zimmer, wo ich mich bitte abduschen solle. Da wagte ich doch zu fragen, warum ich nicht gleich in die Wanne könne. Entsetzt blickte sie mich an und meinte vorwurfsvoll, dass ich mit dem Peeling die Rohre verstopfen könne ... da gingen dann aber auch schon die Lifttüren zu und ich schwebte zurück in meinen dritten Stock. Als ich am Morgen durch meinen Flur zum Aufzug ging, hatte ich nicht besonders auf die großen Fenster geachtet.

Die Aufzugtüren öffneten sich und ich trat heraus - 10 m bis zu meinem Zimmer, das konnte ich einigermaßen erkennen. Aber irgendetwas sah anders aus, der Flur war viel dunkler als am Morgen. Kurz nach dem ich das wahrnahm, brach auch schon ein Johlen und Rufen aus, das ich nicht gleich einordnen konnte. Ich strengte meine Augen an und wäre am liebsten im Erdboden versunken: die großen Fenster im Flur führten nicht direkt zum Park, sondern in einen Seminarraum, der nun mit etwa 40 Männern besetzt war.
Meine erste Reaktion: nichts wie weg. Ich drehte mich um, um in den Lift zu springen - nun, der war schon weg. Also Kopf hoch und durch, nur keine Schwäche zeigen ... gar nicht so leicht, wenn einem sehr bewußt ist, wie unglaublich klein und knapp das Handtuch ist.

Es wird nicht wundern, dass ich am nächsten Morgen am Frühstücksbuffet viele neue Bekanntschaften hätte machen können - für den Rest meines Aufenthaltes zog ich es vor, auf meinem Zimmer zu frühstücken.

Wieder zurück in der Farm wurde ich mit einem Rüffelempfangen; ich hätte ja sehr lange gebraucht und warum ich mich denn angezogen hätte. Tja ...
Nun durfte ich also in Sprudelwanne - wunderbar. Ich saß im Wasser, die Sprudelmatte wurde angestellt und meine Kosmetikerin verliess den Raum.

Und nun sprudelte es - und zwar richtig. So, dass die Sprudelmatte an die Wasseroberfläche trieb und dort um sich schlug. Ich wog nicht viel, aber mit einem Whirlpool war ich bis zu diesem Zeipunkt noch fertig geworden, aber das hier? Ich versuchte mit aller Kraft, die Matte mit Händen und Füßen unten zu halten. So kämpfte ich eine Viertelstunde lang weiter - aussteigen konnte ich auch nicht, da ich nirgends Halt fand. Als das Gerät dann endlich abschaltete, war ich erschöpft - nicht entspannt.
Meine Kosmetikerin trat ein, blickte sich um und meinte dann empört: "Hier ist ja alles nass!" Viel hätte nicht gefehlt und ich hätte ihr kleinlaut das Reinigen des Badezimmers angeboten.

Kaum stand ich auf dem Flur, als eine Angestellte auf mich zuschoß.
"Sie haben eine Maniküre bekommen. Die ist gar nicht in ihrem Programm! Das geht natürlich nicht! Ich habe dafür ihre Körpermassage morgen gestrichen."
"Aber ich habe ihrer Kollegin gesagt, dass ich keine Maniküre bekomme. Und sie hat nur poliert! Dafür können Sie doch keine Massage streichen?!"
Auf eine Diskussion liess sie sich nicht ein, bot mir aber an, die Massage doch hinzu zu kaufen. Ich war zu verdattert, um mich zu streiten. Eine halbstündige Maniküre für 20,- DM gegen eine anderthalbstündige Massage für 98,- DM - das nenne ich mal ein Geschäft! Während der nächsten zwei Tage habe ich mir noch so einiges bieten lassen - stillschweigend. Soviele meiner Kundinnen hatten genau das berichtet und immer fragte ich, warum sie sich nicht beschwert hätten. Keine konnte das beantworten. Nun geschah mir das Gleiche. Wieso ich das hingenommen habe, weiß ich nicht.

schöner + besser

Kosmetik für alle :-)

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